Das vierte Trimester: Ein liebevoller Blick auf dein Wochenbett & die erste Zeit mit Baby
- Hanna Dahlhaus

- Oct 10
- 7 min read
Während der Schwangerschaft geschieht bereits unendlich viel – körperlich, emotional und seelisch. Und doch legt unsere Gesellschaft den Fokus fast ausschließlich auf ein einziges Ereignis: die Geburt. Alles scheint auf diesen einen Tag hinzusteuern.
Was dabei oft übersehen wird: Die Geburt ist nicht das Ziel, sondern ein sehr prägendes Ereignis auf der Mama-Reise. Und das, was danach kommt – das Wochenbett und die erste Zeit mit Baby – ist ebenso essentiell. Es ist ein Zwischenraum, ein Übergang, ein viertes Trimester. Eine Zeit, in der nicht nur der Körper heilt (egal ob nach einer vaginalen Geburt oder Bauchgeburt), sondern in der auch das Fundament gelegt wird: für Bindung, Vertrauen und Gesundheit – heute und für die Zukunft.

In meinen Kursen erlebe ich immer wieder zwei Haltungen: Die einen möchten am liebsten gar nichts planen – aus Angst, dass es am Ende sowieso anders kommt. Die anderen vertrauen darauf, dass alles schon seinen Weg finden wird.
Beide Perspektiven sind wertvoll. Und gleichzeitig zeigt sich immer wieder: Wenn wir uns bewusst mit dem beschäftigen, was kommen kann, entsteht ein Gefühl von Getragensein. Vorbereitung bedeutet nicht Starrheit, sondern Fürsorge – für dich, dein Baby, dein Familiensystem und das Nervensystem aller. Es geht darum, einen liebevollen Rahmen zu schaffen, der trägt, wenn alles neu und anders ist als gedacht. Vielleicht hilft dir dabei dieser Blogbeitrag. Und diese einfachen, aber kraftvollen Reflexionsfragen:
Wer ist an meiner Seite?
Wie kann Ruhe in unserem Wochenbett Raum finden?
Welche Unterstützung tut mir gut?
Was sind meine Ressourcen?
Geburt ist das Event – das Wochenbett die Reise
Diese Fragen öffnen einen liebevollen Raum für das, was kommen darf. Und genau dieser Raum verdient Aufmerksamkeit, denn wir investieren oft enorme Energie in den großen Tag. Aber so wie eine Hochzeit nicht die Ehe ersetzt, ist auch die Geburt nicht das Ende, sondern eher ein Meilenstein in einer längeren Reise.
Das Wochenbett ist ein essentieller Teil dieser Reise. Es ist die Zeit, in der Nähe wachsen darf, in der dein Körper Heilung braucht, in der alte Themen sich zeigen, in der dein Nervensystem zur Ruhe findet und in der ihr als Familie zusammenfindet.
Viele Mamas beschreiben das Wochenbett als eine zeitlose Zeit: Tage und Nächte verschwimmen, das Gefühl für Raum und Zeit löst sich auf. Dieser Zwischenraum ist nicht leer – er ist ein heiliger Raum für Heilung, Bindung und Neubeginn.
Emotionale Wellen – alles darf da sein
Das Wochenbett ist nicht nur körperliche Heilung. Es ist auch ein emotionaler Fluss. Freude, Dankbarkeit, Staunen – und zugleich Tränen, Zweifel, Überforderung. Alles darf da sein.
Du musst nicht funktionieren.
Du darfst ruhen.
Du darfst schwanken.
Du darfst dir Hilfe holen.
Zwischen Romantik und Realität
Manchmal wird das Wochenbett romantisiert: Hauptsache das Baby ist gesund, Hauptsache Liebe überströmt dich. Doch die Wahrheit ist oft vielschichtiger. Neben Glück und Nähe gibt es auch Müdigkeit, Schmerz, Zweifel, Tränen. Beides gehört dazu – und nichts davon macht dich weniger zu einer guten Mama.
Gerade in den sozialen Medien sehen wir oft nur die schöne Fassade: die frischgebackene Mama, gestylt, mit Baby im Arm. Was wir nicht sehen, sind die stillen Momente dazwischen: die Unsicherheit, die Nächte ohne Schlaf, die Sehnsucht nach Unterstützung.
Das Wochenbett ist keine perfekte Postkarte. Es ist roh, ehrlich, lebendig – und genau darin liegt seine Tiefe. Indem wir darüber sprechen, lösen wir die Bilder von „perfekt“ und erlauben uns selbst, echt zu sein.
Doula- & Hebammen-Tipps für dein Wochenbett
Hier ein paar einfache, aber wirkungsvolle Tipps, die dich in dieser besonderen Zeit unterstützen können:
Besuch bewusst wählen: Besuch ist nur dann Hilfe, wenn er dich nährt. Lass Partner*in die Rolle des „Torwächters“ übernehmen und klare Grenzen setzen.
Wochenbett-Körbchen bereithalten: Stelle dir eine kleine Kiste ans Bett – mit Wasser, Snacks, Still-Utensilien, Taschentüchern, Handy, vielleicht einem Journal.
Wenn es oben fließt, fließt es auch unten: Tränen, Milch und Wochenfluss gehören zusammen. Weinen erleichtert – auch körperlich.
Stillstart begleiten lassen: Schmerz ist kein „Muss“. Hol dir früh Unterstützung von Hebamme/ Stillberaterin.
Erwartungen anpassen: Wochenbett ist Heilung, Neubeginn und Bindung – alles darf langsamer sein, als du denkst.
Dein Dorf aktivieren: Familie, Freundinnen, Mütterpflegerin, Doula – gib Aufgaben ab. Traditionell war Wochenbett immer Gemeinschaft.
Tradition & Kultur – was wieder entdeckt werden möchte
Das Wochenbett hat tiefe Wurzeln. Auch in Deutschland war es früher üblich, dass Frauen über Wochen im Bett blieben, genährt und versorgt von Familie und Gemeinschaft. In vielen Kulturen wird diese Zeit bis heute zelebriert – mit Ritualen, Speisen und Fürsorge.
Mit der Industrialisierung und dem Ideal des Funktionierens ist dieses Wissen vielerorts verblasst. Heute feiern wir oft, wenn Mamas „schnell wieder auf den Beinen sind“. Doch diese Eile geht zulasten von Regeneration des Beckenbodens, emotionaler Heilung, Nervensystem und Bindung.
Die alte Hebammenregel fasst zusammen, was heute aktueller denn je ist:
7 Tage im Bett | 7 Tage ums Bett | 7 Tage im Haus | 7 Tage ums Haus und alles weitere in deinem Tempo.
40 Tage für 40 Jahre – Körper und Beckenboden
Im Ayurveda heißt es: „40 Tage für 40 Jahre“. Was du dir in den ersten sechs Wochen an Ruhe und Fürsorge gibst, prägt dein Wohlbefinden für Jahrzehnte. Ernährung und Wärme spielen dabei eine große Rolle – dazu habe ich bereits den Beitrag „New-Mum-Kraftsuppe für Körper & Seele: Warum deine Ernährung im Wochenbett so wichtig ist“, den du hier nachlesen kannst. Besonders wichtig ist auch dein Beckenboden. Schonung und Regeneration in dieser Zeit sind ein Investment in deine Zukunft und du legst damit einen wichtigen Grundstein für deine langfristige Beckenbodengesundheit und Stabilität (bspw. weniger Risiko für Senkungen, Inkontinenz oder Gebärmuttervorfälle).
Das vierte Trimester – Babys brauchen Nachbrüten
Wie Nicola Schmidt in ihrem Buch artgerecht beschreibt: Unsere Babys sind eigentlich „Frühgeburten der Evolution“. Durch den aufrechten Gang kommen Menschenkinder vergleichsweise „unreif“ auf die Welt. Die ersten drei Monate sind eine Nachbrützeit – eine Phase, in der Babys von Geborgenheit, Nähe, Ruhe und Wärme profitieren, einer Umgebung, die dem Bauch der Mama ähnelt. Genau dafür ist das Wochenbett da.

Eine Zeit voller Unvorhersehbarkeit
Aus meiner ganz eigenen Erfahrung weiß ich: Auch mit guter Vorbereitung kann dich das Wochenbett mit seiner ganzen Wucht empfangen. Es ist eine Zeit des Unvorhersehbaren, des Neuen, des Im-Moment-Seins und des Wahrnehmens, was kommt.
Vorbereitung ist keine Garantie, dass alles leicht wird. Aber sie ist ein Akt der Fürsorge – ein Rahmen, der dich trägt, auch wenn alles anders kommt.
In meinem eigenen Wochenbett 2022 habe ich begonnen, Affirmationen aufzuschreiben: kleine, liebevolle Sätze, die mich daran erinnerten, dass ich nicht funktionieren muss. Dass ich ruhen darf. Dass alle Gefühle Platz haben. Diese Worte wurden zu meinem inneren Halt in dieser besonderen Zeit und auch darüber hinaus.
Aus diesen persönlichen Notizen ist später meine Wochenbettbegleitung fürs Herz (ein Kartenset + Begleitheft) entstanden – gewachsen aus meinem Erleben, angereichert mit den Stimmen anderer frischgebackener Mamas sowie dem Wissen von Hebammen, Doulas, Osteopathinnen, Familienbegleiterinnen und Stillberaterinnen. Es ist wie eine Freundin, die dich mit offenen Armen empfängt – voller Verständnis, Mitgefühl und leiser Ermutigung. Wie eine Partnerin in Crime, die dich an die Hand nimmt, wenn alles neu und überwältigend ist. Sowas habe ich mir damals in meinem Wochenbett sehnlichst gewünscht und nun kannst du in diesen Genuss kommen.

Tipps fürs Wochenbett mit Geschwisterkindern
Das Wochenbett mit mehreren Kindern fühlt sich anders an. Neben dem Baby möchten auch die älteren Kinder gesehen und eingebunden werden. Hier sind ein paar Ideen, die diese Zeit leichter machen können:
Wochenbett-Spielkorb: Ein extra Korb mit besonderen Spielen und Materialien, die es nur im Bett oder auf dem Sofa mit Mama gibt. Bspw. Puzzle oder Magnetspiele, Fädel-/Steckspiele, Ausmalbücher, Knetmasse, Malutensilien auf einem Betttisch, ein kleiner Bücherstapel zum Vorlesen, gern 1–2 neue Spiele für den „Neuigkeitsfaktor“
Besondere Spielzeit: Vielleicht ist der Vormittag eher Mama-Baby-Zeit, während der Nachmittag eine bewusste Spielzeit „nur mit den Großen“ wird. Auch 20–30 Minuten exklusive Aufmerksamkeit wirken Wunder.
Rituale schaffen: z. B. eine Kuschelgeschichte vor dem Mittagsschlaf oder ein „Wochenbett-Lied“, das immer gesungen wird, wenn Mama und Kinder zusammenkommen.
Hörzeit für alle:
Gemeinsame Traumreisen oder Kinder-Hörbücher, die Mama, Baby und Geschwister zusammen anhören.
Hörbuch hören Stück für Stück in den Stillpausen und auch nur dort – so wird daraus ein verbindendes Ritual.
Einbeziehen statt ausschließen: Geschwister dürfen beim Wickeln helfen, das Baby streicheln oder „Beschützer*innen“ sein – so werden sie Teil des Ganzen.
Helfer*innen einbeziehen: Partnerin, Großeltern oder Freundinnen übernehmen kleine Exklusivzeiten mit den älteren Kindern (Spielplatz, Spaziergang, Pfannkuchen backen). Mama weiß: Alle sind versorgt – jedes Kind auf seine Weise.
Wer dich im Wochenbett unterstützen kann
Hast du dir schon Gedanken gemacht, wer dich in dieser besonderen Zeit begleiten könnte? Das macht den Übergang noch weicher. Das Wochenbett ist kein Solo-Projekt. Es darf von einem Netz getragen sein. Menschen und Fachkräfte, die dir beistehen können, sind z. B.:
Hebamme – medizinische Versorgung, Rückbildung, Stillberatung
Doula – emotionale, mentale und praktische Begleitung
Mütterpflegerin – Unterstützung im Alltag und Haushalt
Osteopath*in – sanfte Körperarbeit nach Geburt
Stillberaterin – Begleitung bei Stillstart und Stillproblemen
GfG-Familienbegleiterin – Stärkung und Begleitung im Übergang zur Familie
Freund*innen / Familie – Mahlzeiten bringen, Geschwister betreuen, kleine Entlastungen
Frühe Hilfen (lokale Krisendienste) – vielseitige Unterstützung nach Geburt und im ersten Lebensjahr u.a. mit ehrenamtlichen HelferInnen
Schatten & Licht e.V. – Verein für seelische Gesundheit rund um Schwangerschaft und Wochenbett
Sich solche Begleitung bewusst zu organisieren, ist kein Luxus, sondern Selbstfürsorge.
Ein Geschenk an dich selbst – und ein Ausblick
Das Wochenbett ist keine Nebensache, sondern das Fundament für dich und dein Baby. Es ist der Anfang einer neuen Reise – und du darfst diesen Anfang so gestalten, dass er dich trägt.
Vielleicht wünschst du dir kleine Impulse, die dich im Wochenbett erinnern, nähren und stützen. Genau dafür habe ich mein Herzensprodukt entwickelt: Die Wochenbettbegleitung fürs Herz. Dieses Wochenbettkartenset mit umfangreichem Begleitheft (mehr als 100 Seiten!) gibt liebevolle Impulse, kleine Erinnerungen und eine mentale Stütze in turbulenten Zeiten. Es ist wie eine gute Freundin an deiner Seite – stärkend, sanft und voller Verständnis für all das, was das Wochenbett mit sich bringt.
🧡 Für alle meine Kursteilnehmerinnen gibt es 30 % Rabatt auf das Set – ein kleines Geschenk von mir an dich für diesen besonderen Übergang.

Und wenn du darüber hinaus Begleitung suchst, findest du bei mir Angebote, die dich achtsam durch Schwangerschaft, Geburt und die erste Zeit mit Baby tragen:
Schwangeren-Yoga – für Verbindung mit dir und deinem Baby, Vertrauen in deine eigene Kraft
Yoga nach der Geburt – sanfte Stärkung für dich, mit Baby, für einen bewussten Neubeginn
1:1 Special „Rundum Geburt“ – mit somatischer Körperarbeit, Atem und positiver Psychologie begleite ich dich individuell vor und nach der Geburt
All das steht unter meinem Herzensmotto: mothering the mother – damit du in dieser Übergangszeit nicht nur gibst, sondern dich auch selbst gehalten weißt.
Von Herz zu Herz,
deine Hanna
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Photo Credits:
Wochenbett-Shooting: Paulina Wehner, In diesem Licht Fotografie (Wetterau)
Produkt-Shooting: Kamila Piech (Polen)



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